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Dateneigentum war gestern – wer heute Mehrwert schaffen will, muss teilen.

Ob regulatorisch erforderlich, ökologisch motiviert oder wirtschaftlich sinnvoll: Unternehmen in regulierten Branchen sehen sich zunehmend in der Pflicht, Daten strukturiert, sicher und partnerschaftlich zu teilen. Doch das erfordert mehr als Technologie: Es braucht neue Denkweisen, Modelle und Verantwortlichkeiten.

Data Sharing bedeutet nicht Datenfreigabe

Ein weit verbreiteter Irrtum: Data Sharing bedeutet nicht, alle Informationen bedingungslos offenzulegen. Vielmehr geht es darum, gezielt und kontextabhängig Zugang zu bestimmten Daten zu ermöglichen – entlang klar definierter Rollen, Regeln und Zuständigkeiten. Nur so lassen sich sowohl regulatorische Anforderungen erfüllen als auch unternehmerische Ziele erreichen.

1. Regulatorische Datenpflichten als Startpunkt

In regulierten Industrien ist das Teilen von Daten längst keine Kür mehr. Vielmehr handelt es sich um gesetzlich verankerte Verpflichtungen – oft mit hohem technischen Anspruch und hoher Prüfbarkeit.

Typische Beispiele:

  • Pharma & Life Sciences: Übermittlung klinischer Studien- und Sicherheitsdaten (EudraVigilance, SPOR, IDMP).
  • Finanzwirtschaft: Risikoberichte und ESG-Daten im Rahmen der CRR/CRD und der neuen EBA Reporting Frameworks.
  • Aviation & Maritime: CO₂-Emissionsdaten an ICAO, CORSIA und THETIS-MRV.
  • Chemie: Datenbündelung in REACH-Registrierungen über SIEFs und REACH-IT.
  • Agrar & Lebensmittel: Rückverfolgbarkeit via TRACES und gesetzliche Nachweispflichten gemäß EU-Verordnung 178/2002.

👉 IT-Dienstleister unterstützen hier bei:

  • der Anbindung an Meldeplattformen,
  • der Automatisierung von Datenextraktion und -validierung,
  • der sicheren Speicherung revisionsrelevanter Daten.

Achtung: Ohne strukturierte, nachvollziehbare und maschinenlesbare Daten ist in diesen Szenarien weder regulatorische Konformität noch Marktzugang möglich.

2. ESG-Daten als Reputationswährung

Neben gesetzlichen Berichtsanforderungen wie der CSRD oder dem EU-Taxonomiegesetz entstehen neue Marktstandards für Nachhaltigkeitsdaten – etwa durch CDP, SBTi, GRI oder TNFD.

Das Besondere: ESG-Transparenz wird zunehmend zur Voraussetzung für B2B-Geschäfte, Investitionen und Finanzierung. Wer seine Scope-3-Emissionen nicht quantifizieren kann, wird künftig aus Ausschreibungen ausgeschlossen.

👉 IT-Dienstleister helfen hier bei:

  • der Erhebung und Aggregation ESG-relevanter Daten,
  • der Transformation in standardisierte Offenlegungsformate,
  • der Integration in ESG-Portale und Lieferantensysteme.

Exkurs: ESG-Berichterstattung wandelt sich von jährlichen PDF-Reports zu kontinuierlichen, API-gestützten Datenströmen – ESG wird zur infrastrukturellen Daueraufgabe.

An image depicting the concept of data exchange between companies.

3. Lieferkettentransparenz als Risikohebel

Immer häufiger erfordert proaktive Risikosteuerung im Einkauf den Austausch strukturierter Daten über Tier-1 hinaus – etwa zu:

  • Produktionskapazitäten,
  • Transportverzögerungen,
  • Materialverfügbarkeiten oder
  • ESG- und Herkunftsnachweisen.

In der Automobilbranche reagieren viele Unternehmen mit datengetriebenen Kollaborationsnetzwerken, z. B. dem deutschen Catena-X.

👉 IT-Dienstleister ermöglichen hier:

  • Datenerfassung und Monitoring über die gesamte Lieferkette,
  • Integration in Logistik- oder Nachhaltigkeitsplattformen,
  • Dashboards zur Risikoanalyse auf Basis von Echtzeitdaten.

Wichtig: Supply-Chain-Resilienz entsteht nicht durch Excel-Tabellen – sondern durch vernetzte Datenströme in alle Richtungen.

4. Daten folgen Produkten durch den Lebenszyklus

Mit den kommenden Digital Product Passports (DPP) im Rahmen des EU Green Deal wird das Produkt zum datengetragenen Objekt: Von der Materialzusammensetzung über die Reparierbarkeit bis hin zur Recyclingfähigkeit müssen maschinenlesbare Informationen mitgeführt werden.

👉 IT-Dienstleister leisten hier:

  • Aufbau von DPP-konformen Datenmodellen,
  • Anbindung an föderierte Plattformen (z. B. EUDPP),
  • Umsetzung semantischer Interoperabilität in der Lieferkette.

Circular Economy heißt auch: zirkulierende Daten. Ohne digitale Durchgängigkeit ist echte Kreislaufwirtschaft nicht möglich.

An image depicting the concept of data exchange between companies.

5. Forschungs- und Innovationsplattformen im Aufwind

Einige der spannendsten Datenräume entstehen derzeit nicht aus Zwang, sondern aus Kooperation:

  • EHDS (European Health Data Space): Gemeinsame Nutzung von Gesundheitsdaten für Forschung und Versorgung.
  • Manufacturing-X: Sicherer Datenaustausch in der Industrie zur Förderung von KI, Transparenz und Nachhaltigkeit.
  • Open Manufacturing Platform, IDSA, Gaia-X: Entwicklung offener Referenzarchitekturen und föderierter Datenräume.

👉 Hier unterstützen IT-Partner durch:

  • Aufbau souveräner Datenräume nach Gaia-X-Prinzipien,
  • Definition von Rollen, Policies und Zugriffsrechten,
  • Bereitstellung von Trust-Services und Identitätsmanagement.

Kernprinzip: Kooperation ohne Kontrollverlust. Datenräume ermöglichen selektive Offenheit – nicht offene Preisgabe.

Data Sharing: Die neue Kernkompetenz

In all diesen Anwendungsfällen zeigt sich:

Datenbesitz ist keine Stärke mehr – wenn er isoliert bleibt. Wert entsteht durch vernetztes Denken, technologische Offenheit und regulatorische Sicherheit.

Doch der Schritt vom Wunsch zur Wirklichkeit ist groß. Unternehmen benötigen dafür:

  • Governance-Strukturen statt Datensilos,
  • Plattformfähigkeiten statt Punktlösungen,
  • und vor allem: einen klaren Rollen- und Architekturplan.

🔜 Vorschau: Teil 3 unserer Serie

Im nächsten Beitrag zeigen wir, wie Organisationen sich technisch, rechtlich und organisatorisch auf das Datenteilen vorbereiten können. Von der Auswahl interoperabler Schnittstellen über Zugangskontrollen bis zur Einbindung externer Partner.

Lassen Sie uns Sie dabei unterstützen, Datenpotenzial in Datenperformance zu verwandeln.

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