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von Striped Giraffe Team
4. September 2023
Lesezeit: 19 Minuten
Digitale Transformation

Die 7 größten Herausforderungen der Digitalisierung im Finanzsektor

Die digitale Transformation ist für Banken nicht mehr nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit, um wettbewerbsfähig zu bleiben und mit den sich ändernden Kundenanforderungen Schritt zu halten.

Finanzdienstleistungen durchlaufen einen kontinuierlichen digitalen Wandel, der weit über die Bereitstellung digitaler Dienstleistungen für Kunden durch Online-Banking hinausgeht. Dieser Wandel eröffnet Banken und Versicherern eine Vielzahl von Möglichkeiten in allen Bereichen ihrer Geschäftstätigkeit. Dies ist der Schwerpunkt unseres neuesten E-Books, das Sie hier kostenlos herunterladen können.

Auf ihrem Weg zur Digitalisierung sehen sich die Finanzinstitute jedoch mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert, die ihre Bemühungen erheblich beeinträchtigen können.

Eine kürzlich von der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank durchgeführte Umfrage unter 105 großen Banken der Eurozone zeigt deutlich, welche Herausforderungen die größten Hürden darstellen (Abbildung 1).

Abbildung 1: Die größten Herausforderungen der Digitalisierung für europäische Banken

The biggest challenges of digitalization for European banks

Quelle: “Take-aways from the horizontal assessment of the survey on digital transformation and the use of fintech”; ECB Banking Supervision, February 2023

Im Allgemeinen lassen sich die Herausforderungen in mehrere Gruppen unterteilen, darunter rechtliche Aspekte, Cybersicherheit, Technologien und Software-Entwicklungsprozesse, erforderliche personelle Ressourcen und Qualifikationen, Investitionskosten, Datenerfassung und -verarbeitung sowie Aspekte im Zusammenhang mit dem kulturellen Wandel im Unternehmen.

Im Folgenden werden die wichtigsten Herausforderungen erörtert, die mit IT-Themen zusammenhängen.

1. Cybersecurity

Die wachsende Abhängigkeit des Finanzsektors von Hard- und Softwarelösungen, die Verbreitung von Open Banking sowie der zunehmende Druck der Kunden in Bezug auf die Verfügbarkeit von Online-Produkten und -Dienstleistungen stellen die Finanzinstitute vor eine wachsende Zahl von Bedrohungen durch Cyberkriminalität.

Jedes neue System, das in die IT-Umgebung eines Unternehmens integriert wird, jede neue API zur gemeinsamen Nutzung von Finanzdaten und Dienstleistungen mit Dritten oder selbst die kleinste Webanwendung kann ein potenzielles Einfallstor für Cyberangriffe sein. Ganz zu schweigen von dem ganzen Arsenal an Bedrohungen, die in den Altsystemen der meisten Finanzinstitute lauern können.

Das Risiko ist umso größer, als der Sektor zunehmend Software, Hardware und IT-Dienstleistungen von Drittanbietern und Partnern, einschließlich FinTech-Unternehmen, nutzt.

Zu den häufigsten gehören Schadsoftware (Viren, Trojaner, Spyware und Ransomware, die in ein System eindringen), Social-Engineering-Angriffe, die darauf abzielen, einen Benutzer auszutricksen und an sensible Informationen zu gelangen (am bekanntesten sind Lockangebote, Pretexting und Phishing), Denial-of-Service-Angriffe zur Überlastung eines Systems sowie Injektionsangriffe, bei denen bösartige Eingaben direkt in den Code einer Webanwendung eingefügt werden.

Sicherheitslücken in Systemen können durch Fehler oder Irrtümer bei der Entwicklung, Konfiguration, Bereitstellung, Wartung oder Aktualisierung der IT-Infrastruktur eines Unternehmens entstehen. Sie können aber auch durch Fehler oder Unachtsamkeit der Mitarbeiter bei der Verwendung von Software, Hardware, mobilen Geräten, Instant Messaging, E-Mail-Anwendungen, Websites usw. verursacht werden.

Mehr als die Hälfte der Teilnehmer einer SAS-Umfrage nannten das wachsende Risiko von Cyberangriffen als eine der größten Bedrohungen für ihr Unternehmen in den nächsten zehn Jahren (53 %).(1) Dies beunruhigt die Führungskräfte der Banken mehr als jedes andere Phänomen, einschließlich der jüngsten Krisen wachsende geopolitische Unsicherheit (41 % der Befragten) und das Gespenst einer wiederkehrenden Pandemie (39 %).

Abbildung 2: Die größten Risiken für Banken im nächsten Jahrzehnt

The greatest risks for banks during the next decade

Quelle: Banking in 2035: global banking survey report, SAS, 2022

Dies ist nicht überraschend, wenn man bedenkt, wie schwerwiegend Cyberangriffe sein können. Bereits 2018 schätzte der Internationale Währungsfonds in einer seiner Studien, dass die durchschnittlichen jährlichen Verluste der Banken durch solche Angriffe bis zu 100 Milliarden US-Dollar betragen könnten.(2)

Darüber hinaus müssen Unternehmen im Finanzsektor mit hohen Geldstrafen rechnen, wenn sie gegen die Vorschriften und Richtlinien im Bereich der Cybersicherheit verstoßen oder ihre Mitarbeiter versehentlich in diesem Bereich Sicherheitsrisiken verursachen.

Ein Beispiel dafür ist eine Geldstrafe in Höhe von 125 Millionen Dollar, die von der US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) gegen J.P. Morgan Securities verhängt wurde, weil Mitarbeiter unsichere Praktiken angewandt hatten, nämlich die Nutzung von WhatsApp und privaten E-Mail-Konten für die Erledigung offizieller Geschäfte.(3)

2. Technologie

Für eine erfolgreiche digitale Transformation müssen Unternehmen verschiedene Technologien einsetzen. Und dabei sollten sie sich nicht wie in der Vergangenheit auf die Optimierung von Online-Zugängen und Plattformen für ihre Kunden beschränken.

Im Laufe der Jahre haben sich die Technologieinvestitionen im Finanzsektor auf die Modernisierung bestehender IT-Systeme und die Optimierung der Customer Experience konzentriert. Dabei wurden die ihrer Geschäftstätigkeit zugrundeliegenden Prozesse und Datenströme viel zu sehr außer Acht gelassen.

Wer höheres Wachstum und bessere UX erreichen will, muss dafür intern die notwendigen Voraussetzungen schaffen. Das fängt bei der kritischen Überprüfung von Workflows an, geht weiter über die Etablierung KI-gestützte Datenanalyse und -nutzung und setzt sich fort bei der Verwendung von Cloud-basierten Plattformen.

Viele Experten sind sogar der Meinung, dass die Zukunft der Banken jenseits des traditionellen Bankgeschäfts liegt – eher in zusätzlichen Dienstleistungen, die auf den umfangreichen Daten, dem Wissen und der Erfahrung basieren, über die diese Organisationen verfügen.

Dazu bedarf es modernster Technologien einschließlich der Künstlichen Intelligenz (KI) und fortschrittlicher Datenanalysen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Business Intelligence (BI) und Datenanalyse wichtige Investitionsbereiche sind, die im Finanzsektor an Bedeutung gewinnen. 64 % der befragten CIOs von Versicherungsunternehmen planen, 2023 mehr für diese Bereiche auszugeben (ein Anstieg um 8 Prozentpunkte gegenüber 56 % im Jahr 2022).(4) Dasselbe gilt für Banken, wo BI/Datenanalyse in den Investitionsplänen von 59 % der CIOs auftaucht (Anstieg von 51 % im Jahr 2022).(5)

Technologien wie KI und Machine Learning werden nach Angaben von IT-Führungskräften bis 2025 am wahrscheinlichsten implementiert werden (von 99 % der CIOs von Versicherungsunternehmen und 95 % der CIOs von Banken genannt).

Um diese Ausgaben sinnvoll einzusetzen, bedarf es der richtigen Datenstrategie inklusive Data Governance und Master Data Management (MDM). Nur damit lassen sich Daten sinnvoll standardisieren, integrieren, schützen und speichern.

Die idealen Einsatzmöglichkeiten von Advanced Analytics sowie der Künstlichen Intelligenz sowie Anwendungsfälle der Digitalisierung finden Sie in unserem kostenlosen E-Book.

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3. Datenmanagement

Im Gegensatz zu Handelsunternehmen ist das Datenmanagement für Banken nicht nur eine Möglichkeit, den Kundenservice zu verbessern, Produkte zu optimieren oder neue Angebote zu schaffen. Finanzdienstleistungen sind stark reguliert und unterliegen strengen Auflagen in Bezug auf Compliance, Risikomanagement, Berichterstattung usw. Das erfordert die kontinuierliche Erfassung und Analyse aller relevanten Daten.

Außerdem müssen Finanzinstitute im Zuge von Open Banking, einen Teil ihrer Daten Dritten zur Verfügung zu stellen. Ein Beispiel dafür ist die Zahlungsdiensterichtlinie der Europäischen Union (PSD2). Sie verpflichtet die Banken, offene Datenschnittstellen bereitzustellen, über die Drittanbieter von Finanzdienstleistungen mit ausdrücklicher Zustimmung der Verbraucher auf deren Kontodaten zugreifen können.

Daher ist es nicht überraschend, dass, wie eine globale Studie von Capgemini und Quorus gezeigt hat, die Führungskräfte von Banken mit ernsthaften Herausforderungen beim Datenmanagement konfrontiert sind, wobei Datenqualität und -nutzung an erster Stelle stehen.

Für diese Situation kann es viele Gründe geben:

  • Erstens riesige Datenmengen, darunter unstrukturierte Daten, die sehr schwer zu verwalten sind.
  • Zweitens die Fragmentierung der Datenquellen zwischen zahlreichen Cloud- und On-Premise-Repositories, wobei viele Altsysteme in kompletten Silos arbeiten.
  • Drittens das Fehlen einer klaren Struktur der Datenverwaltung und -verantwortung, was sich in einem Mangel an Wissen oder Verständnis darüber äußert, wo sich bestimmte Daten befinden, wer für sie verantwortlich ist, in welchem Kontext sie stehen, welche Qualität sie aufweisen usw.

Die Zuverlässigkeit der Daten ist die größte Herausforderung, die von 80 % der Befragten genannt wurde. Ein weiteres wichtiges Problem im Zusammenhang mit der Datenqualität ist die Unvollständigkeit der Daten, die von 64 % der Führungskräfte genannt wird.(6)

Abbildung 3: Banken stehen vor zahlreichen Herausforderungen im Datenbereich

Banks face a range of data challenges

Quelle: World Retail Banking Report 2022, Capgemini, Qorus

Bemerkenswert ist, dass die zweitgrößte Herausforderung in der Schwierigkeit besteht, Erkenntnisse zu gewinnen (73 % der Befragten). Der Hauptgrund dafür könnte in den geringen Datenanalysefähigkeiten des Finanzinstituts liegen, die wiederum auf unzureichende personelle und technische Ressourcen zurückzuführen sind.

Sicherlich spielt auch die bereits erwähnte Datenqualität in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Denn selbst mit fortschrittlichen Analysetools und den besten Datenwissenschaftlern ist die Zuverlässigkeit und Verwertbarkeit von Ergebnissen, die auf schlechten Daten beruhen, gering.

Ein ganzheitlicher Ansatz mit Data Governance, Data Ownership und Master Data Management kann diese Probleme wirksam beheben. Ein Großteil der Finanzinstitute praktiziert jedoch nach wie vor einen silobasierten Ansatz, der nur auf dedizierte Datensätze abzielt, die für bestimmte Zwecke benötigt werden.

Darüber hinaus stellt sich oft heraus, dass die Entwicklung einer geeigneten Datenarchitektur und die Auswahl der richtigen Technologie-Tools gar nicht die größten Herausforderungen sind. Oft gilt vor allem kulturelle und organisatorische Barrieren zu überwinden.

Der Widerstand von Mitarbeitern, die an herkömmliche Prozesse und Arbeitsabläufe gewöhnt sind, kann jedoch nicht ohne ausreichende Unterstützung durch das Management aufgelöst werden. Allen muss klar gemacht werden, dass nur auf Basis korrekter und vollständiger Daten präzise Prognosen für bestimmte Ereignisse getroffen werden und damit Daten effizient genutzt werden können. Gerade in Zeiten mit knappen Ressourcen ist das essenziell.

4. Agilität

Um schnell auf den ständigen Wandel zu reagieren, neue Technologien zu übernehmen und sich flexibel an die sich verändernden Marktbedingungen anzupassen, sollten Unternehmen im Finanzsektor einen agilen Ansatz verfolgen, insbesondere im Hinblick auf das IT-Projektmanagement und die Anwendungsentwicklung.

Doch die Agilität der Banken lässt noch zu wünschen übrig.

Wie eine CGI-Umfrage ergab, glauben nur durchschnittlich 22 % der Führungskräfte von Privatkundenbanken, dass ihr Geschäftsmodell ein ausreichend hohes Maß an Agilität aufweist, um die Herausforderungen der Digitalisierung zu bewältigen.

Am schlimmsten ist die Situation bei Organisationen, die ihre digitalen Strategien noch entwickeln oder einführen (Digital Aspirants). Nur 6 % von ihnen halten sich selbst für hochgradig agil, verglichen mit fast einem Drittel (30 %) der Digital Leaders.(7)

Führungskräfte im Firmenkunden- und Transaktionsbanking schätzen die Agilität ihrer Institute etwas besser ein. In diesem Fall sehen 30 % der Befragten ihre Organisationen als sehr agil im Umgang mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf ihre Geschäftsmodelle, einschließlich der Integration neuer Technologien (40 % bei den Digital Leaders, 22 % bei den Digital Aspirants).(8)

Klar ist, dass kein Unternehmen über Nacht agil werden kann. Es ist ein langfristiger Prozess, der zahlreiche Änderungen erfordert, von der gesamten Unternehmenskultur und -philosophie bis hin zu Prozessen und Strukturen.

Aber egal, wie viel Zeit und Mühe es kostet, einen für die jeweilige Organisation passenden agilen Ansatz zu entwickeln, es wird sich auf jeden Fall auszahlen.

Beim Vergleich verschiedener Methoden zur Anwendungsentwicklung stellte McKinsey fest, dass agile Praktiken dazu beitragen, sowohl die Kosten als auch die Lieferzeiten zu kontrollieren. Banken, die bei weniger als einem Viertel ihrer Projekte agile Methoden anwenden, liefern 70 % der Projekte innerhalb des Budgets und 55 % innerhalb des Zeitplans. Im Gegensatz dazu halten Banken, die bei mehr als der Hälfte ihrer Projekte agile Methoden anwenden, bei 96 % der Projekte das Budget und bei 79 % den Zeitplan ein.

Wie steht es mit der Agilität in Ihrem Unternehmen? Wir haben dazu einen Fragebogen entwickelt, an dem Sie ab sofort teilnehmen können.

The Agile Paradoxon - watch the movie on YouTube

5. Human Resources und Qualifikationen

Die digitale Transformation erfordert nicht nur die richtigen Software- und Hardwarelösungen. Sie erfordert auch qualifizierte Fachkräfte, die mit neuen Technologien vertraut sind und über einschlägiges IT-Fachwissen verfügen.

Leider wird es für CIOs immer schwieriger, nicht nur ihre vorhandenen IT-Talente zu halten, sondern auch neue Fachkräfte zu gewinnen, insbesondere solche mit Branchenkenntnissen und -erfahrung.

Eine weltweite Umfrage von Gartner ergab, dass IT-Mitarbeiter eher bereit sind, ihren Arbeitsplatz zu verlassen als Mitarbeiter in anderen Funktionen. Nur 29 % haben die feste Absicht, bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber zu bleiben. Dies ist eine um 10,2 % geringeres Committment als bei Nicht-IT-Mitarbeitern — das niedrigste von allen Unternehmensbereichen.(9)

Ein zusätzliches Problem besteht darin, dass Fachkräfte, insbesondere in IT-Positionen, die Kontrolle über ihre Arbeitszeiten und ihren Arbeitsort haben wollen und von ihren Arbeitgebern in dieser Hinsicht ein hohes Maß an Flexibilität erwarten. Doch nicht jede Führungskraft ist für solche Forderungen offen.

Eine weitere große Herausforderung ist die Abwanderung von Fachkräften aus dem Finanzsektor insgesamt.

Eine Studie von McKinsey & Company hat ergeben, dass 65 % derjenigen, die zwischen April 2020 und April 2022 ihre Stelle im Finanz- und Versicherungssektor aufgegeben haben, nicht in dieselbe Branche zurückkehren. Nur Reise, Transport und Logistik (76 %) sowie Technologie, Medien und Telekommunikation (72 %) schneiden in dieser Hinsicht schlechter ab.(10)

In dieser Situation müssen IT-Spezialisten aus anderen Branchen angeworben werden. Dafür müssen Organisationen jedoch mehr Mittel für die Schulung und Weiterbildung neuer Mitarbeiter in Bezug auf die Besonderheiten des Finanzsektors investieren.

Hinzu kommen wachsende Forderungen der IT-Beschäftigten nach Gehaltserhöhungen, Bonuszahlungen und Zusatzleistungen. Begründet wird dies in erster Linie mit der Inflation, aber zweifellos werden solche Forderungen auch durch die Situation auf dem Arbeitsmarkt begünstigt, wo erfahrene IT-Fachkräfte Mangelware sind.

In Anbetracht der oben beschriebenen Probleme berichten 89 % der Führungskräfte im Privatkundengeschäft von erheblichen Schwierigkeiten bei der Gewinnung und Bindung von IT-Fachkräften.(11) Das wiederum hat negative Auswirkungen auf ihre Pläne, laufende Digitalisierungsprojekte abzuschließen sowie neue Projekte zu planen oder zu beginnen.

6. Investitionskosten

Moderne Technologielösungen, insbesondere für Großunternehmen wie Banken und Versicherungen, waren noch nie besonders günstig. Die Situation hat sich jedoch aufgrund der Inflation, die sich spürbar auf die Budgets ausgewirkt hat, noch verschärft.

Zwar zeigen Umfragen, dass viele Unternehmen nicht die Absicht haben, ihre Technologie-Investitionen zu kürzen, und ein beträchtlicher Teil sogar die Ausgaben in diesem Bereich erhöht, doch die Inflation schmälert den Wert der IT-Budgets und entzieht den CIOs einen Teil ihrer Kaufkraft.

Wie der ITAM Review-Bericht zeigt, haben viele Global Player auf dem Softwaremarkt in letzter Zeit die Preise für ihre Produkte und Dienstleistungen erheblich angehoben.

  • Zum Januar 2023 hat IBM die Preise für alle Nicht-SaaS-Produkte weltweit um durchschnittlich 24 % erhöht (die Preiserhöhungen für SaaS-Produkte fielen etwas geringer aus).
  • Microsoft kündigte eine „Preisharmonisierung” an, mit der die Preislisten in einigen europäischen Währungen an die USD-Preise angeglichen wurden. Seit April 2023 sind die Preise um 9 % bis 15 % gestiegen.(12)

Auch die Kosten für externe IT-Dienstleistungen steigen, einschließlich des Supports von Softwareanbietern und Hardwareherstellern.

  • Laut ITAM Review hat SAP eine Erhöhung der Supportkosten um 3,3 % ab 1. Januar 2023 angekündigt. Die Erhöhung gilt nicht für den Support neu erworbener Software.
  • Oracle kündigte für 2022 eine Erhöhung der Supportpreise um 8 % in den USA sowie inflationsproportionale Erhöhungen an anderen Standorten an, darunter 8 % in der APAC-Region.

Zusammen mit dem zunehmenden Gehaltsdruck unter IT-Fachleuten wird es dadurch immer schwieriger, Technologiebudgets effektiv zu verwalten. Zumal die Erwartungen an CIOs hinsichtlich Geschwindigkeit und Umfang der Digitalisierung keineswegs sinken, ganz im Gegenteil.

Wie die SoftwareOne-Umfrage ergab, stehen daher 83 % der IT-Leiter unter enormem Druck, ihre Budgets weiter zu strecken als je zuvor.(13) Einfach ausgedrückt: Sie müssen mit weniger mehr erreichen. Und das ist eine echte Herausforderung.

Compliance in the financial sector is one of the major challenges for digitization efforts

7. Rechtliche Aspekte

Das Bank- und Finanzwesen gehört zu den am stärksten regulierten und überwachten Branchen. Mit der fortschreitenden Digitalisierung befassen sich immer mehr Gesetze mit dem Einsatz von Technologie, Fragen der Cybersecurity sowie der Zusammenarbeit mit Third Party-Software und -Dienstleistungen.

Daher bedarf es bei Digitalisierungsprojekten in Banken einer ständigen Analyse aller rechtlichen Risiken und die Einhaltung der aktuellen Gesetzeslage erfordern. Aus diesem Grund muss die Rechtsabteilung grundsätzlich in IT-Projekte eines Finanzinstituts mit einbezogen werden.

Gleichzeitig ist der technologische Fortschritt so dynamisch, dass die Gesetzgebung oft nicht mit den neuen Entwicklungen Schritt halten kann. Das Fehlen von Vorschriften für den Einsatz einer bestimmten Technologie kann für eine Bank, die diese Technologie einführen möchte, zusätzliche Risiken mit sich bringen.

Eine solche Situation ist beispielsweise bei der künstlichen Intelligenz zu beobachten. Deren Einsatz ist entweder gar nicht oder nur unzureichend geregelt, während die Technologie von Unternehmen in allen Branchen in immer größer werdenden Umfang eingesetzt wird.

Derzeit arbeiten viele Regulierungsbehörden und Branchenverbände an neuen Vorschriften, die bald den rechtlichen und ethischen Rahmen für den Einsatz von KI festlegen werden. Dadurch könnten die Bemühungen vieler Organisationen, die bereits stark in solche Lösungen investiert haben, stark beeinträchtigt werden.

Der wichtigste Rechtsakt, der derzeit vorbereitet wird, ist das KI-Gesetz der Europäischen Union — das erste umfassende Gesetz über künstliche Intelligenz, das von einer großen Regulierungsbehörde verabschiedet wird.

Im Juni 2023 verabschiedete das Europäische Parlament seine Verhandlungsposition zu diesem Gesetz. Nun werden die Gespräche mit den EU-Ländern im Rat über die endgültige Form des Gesetzes beginnen. Ziel ist es, bis Ende des Jahres eine Einigung zu erzielen.

Das Gesetz wird enorme Auswirkungen auf die Entwicklung und den Einsatz von KI-basierten Lösungen haben, darunter generative KI-Tools wie ChatGPT, biometrische Echtzeit-Identifikationssysteme und umstrittene „Social Scoring”-Systeme. Einige Anwendungen werden verboten, andere stark eingeschränkt sein.

Unabhängig von der Technologie kann eine digitale Transformation, die gegen bestehende Vorschriften sowie gegen Richtlinien und Empfehlungen von Aufsichtsbehörden verstößt, unangenehme Folgen für Finanzinstitute haben.

So hat beispielsweise die Financial Conduct Authority (FCA), die Aufsichtsbehörde für die britische Finanzdienstleistungsbranche, Geldstrafen in Höhe von mehr als 215 Millionen Pfund für laxe Sicherheitsrichtlinien oder schlechtes Datenmanagement verhängt.(14)

———–


1. “Banking in 2035: global banking survey report”, SAS, 2022
2. Lagarde, Christine, “Estimating cyber risk for the financial sector”, International Monetary Fund, 2018
3. Brad Dress: “SEC issues $125M fine to JPMorgan”; in: “The Hill”, December 17, 2021
4. “2023 CIO Agenda Insights for the Insurance Industry”, Gartner
5. “2023 CIO Agenda Insights for the Banking and Investment Industry”, Gartner
6. “World Retail Banking Report 2022”, Capgemini, Qorus
7. “2022 CGI Voice of Our Clients — Top trends to watch in Retail Banking”, CGI
8. “2022 CGI Voice of Our Clients — Top trends to watch in Corporate and Transaction Banking”, CGI
9. “Gartner Survey Finds Only 29% of IT Workers Have High Intent to Stay With Current Employer”; Gartner, March 9, 2022
10. “Great Attrition, Great Attraction 2.0” global survey; McKinsey, 2022
11. “2022 CGI Voice of Our Clients — Top trends to watch in Retail Banking”, CGI
12. “2023 ITAM Insight Report”, ITAM Review, June 2023
13. “CIO Pulse: 2023 budgets & priorities”, SoftwareOne AG
14. Financial Conduct Authority: 2022 fines; https://www.fca.org.uk/news/news-stories/2022-fines

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